Hepatitis bezeichnet medizinisch alle Formen der Leberentzündung. Diese ist eine Abwehrreaktion der Leber vorwiegend auf einen Krankheitserreger oder eine fremde (giftige) Substanz. Dieser Artikel befasst sich mit Virus-Hepatiden. Sie sind die häufigste Ursache für eine Leberentzündung und sexuell übertragbar. Eine Übersicht findest du hier.
Bei Virushepatitis unterscheiden wir zwei Erkrankungsformen
- akute Erkrankung
- chronische Infektion
Akute Erkrankung (nach Inkubationszeit* wenige Wochen bis Monate)
- häufig ohne Symptome, ansonsten (selten) uncharakteristische Symptomen (grippeähnlich)
- typisch: Appetitlosigkeit, Widerwillen gegen Alkohol und Fett, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen sowie Druckgefühl und/oder Schmerzen im rechten Oberbauch (Sitz der Leber), leichtes Fieber
- anschließend ebenfalls selten kann Gelbsucht (Ikterus) auftreten: Gelbfärbung von Haut und Augenweiß, Stuhlgang wird hell, Urin dunkel. (Auslöser Rückstau von Bilirubin einem Gallenfarbstoff)
- Symptome klingen in der Regel nach zwei bis sechs Wochen wieder ab
- Selten fulminanter Verlauf; akutes Leberversagen, bei dem nur noch eine Transplantation hilft (1:1000). Bei Schwangeren mit Hepatitis E hingegen hohe Sterblichkeit. (Kommt in Dtl. nur selten vor)
Chronische Infektion
- Chronisch = anhaltend, länger als sechs Monate
- Bis auf Hepatitis A können alle Hepatitisviren chronisch werden.
- Ob eine Erkrankung chronisch wird, hängt stark vom jeweiligen Immunsystem ab
- Starke unterschiede in den Virusfamilien: Hep B = 1-5 %, Hep C = bis 80 %
- Es besteht weiterhin Infektiösität
Eine Hepatitisinfektion kann milde aber auch schwer verlaufen.
Milder Verlauf
- Leichte Entzündung, Vergrößerung der Leber, leichte Symptome
Schwerer Verlauf
- Allmähliche Zerstörung der Leberzellen
- über Monate bzw. Jahre bildet sich Fibrose, Verhärtung der Leber
- Später Leberzirrhose (= narbige Schrumpfung mit Verlust von Leberfunktionen), bis Leberversagen (= Transplantation)
- Leberzellkarzinom (Leberkrebs), 1-5 % bei Menschen mit Leberzirrhose (hohe Mortalität)
- Hep A (Reisehepatitis): Hauptsächlich fäkal-oral
- Verunreinigte Lebensmittel, Trinkwasser, Muscheln (typische Reisekrankheit)
- Beim Sex, Anal-Oral
- Hep B (D): hauptsächlich Sex
- Kontakt mit infektiösen Flüssigkeiten: Blut, Sperma, Vaginalsekret, Lusttropfen, Muttermilch (selten Speichel, Tränenflüssigkeit, Kot, Urin)
- Nicht über intakte Haut, Eintrittspforte erforderlich! (Verletzung oder Schleimhaut)
- Bei hoher Viruslast bereits durchs Küssen
- Gemeinsamer Spritzengebrauch (Drogengebraucher*innen)
- Unhygienisches Tätowieren
- Stichverletzungen im medizinisch-pflegerischen Bereich
- Hep C: Blut-Blut-Kontakte (bereits kleine Mengen ausreichend)
- Drogengebraucher*innen (Spritzen, Schnupfen)
- Gemeinsames Benutzung von Rasierern oder Zahnbürsten
- Unsauberes Piercen, Tätowieren, Ohrlochstechen
- Stichverletzung medizinisches Personal
- Selten sexuelle Übertragung (Verletzungsrisikoreiche Sexpraktiken)
- Mutter-Kind-Übertragung bei Geburt möglich
- beim Sex Kondom- bzw. Femidomgebrauch
- Safer-Use (keine gemeinsame Nutzung von Drogenutensilien)
- Allgemeine Hygiene (keine gemeinsame Nutzung von Zahnbürsten, Rasierzeug, Nagelscheren etc.)
- Am wichtigsten und wirkungsvollstem: Impfung gegen Hep A und B (schützt auch vor Hep D)
- Hep A: Händewaschen nach Toilettennutzung
- Bei Auslandsreisen (Schutzmaßnahmen für Nahrung und Trinkwasser)
- Hep B: Nach Risiko PEP** + Impfung möglich, kann Infektion unterbinden
- WICHTIG: Testung nach Risiko: rechtzeitige Diagnose oft entscheidend
- Geimpft wird mit so genannten Totimpfstoffen
- Einzelimpfung oder Kombinationsimpfung möglich (jeweils 3 Dosen, Abstand nach einem und sechs Monaten)
Impfempfehlung
- Personen mit wechselnden Sexualpartner*innen
- Personal medizinischer und sozialer Einrichtungen (Kindergärten, Pflege)
- Intravenöse Drogengebraucher*innen
- Personen, die unter schlechten hygienischen Bedingungen oder auf engem Raum leben (Haftanstalten, Heime, Fluchtunterkünfte etc.)
- Reisende in Ländern mit hoher Virusverbreitung
Kostenübernahme
- Vor dem 18. Lebensjahr werden Schutzimpfungen von den Krankenkassen getragen oder wenn eine Indikation (Angemessenheit) vorliegt (bspw. Risikogruppenzugehörigkeit)
- Ausnahme Reiseschutzimpfungen, einige Krankenkassen machen Ausnahme
- Berufliche Schutzimpfungen muss der Arbeitgeber übernehmen (bspw. Pflegepersonal), Entscheidung liegt beim Betriebsmediziner
- Alternativ Titerbestimmung***: ca. 25 Euro (erspart eventuell höhere Impfkosten)
Hep A heilt immer und Hep B zu 90-95 Prozent von allein aus und hinterlässt Immunität, keine ursächliche Therapie möglich
Hep B, 5-10 Prozent chronischer Verlauf
- Nebenwirkungsarme Therapie (über Jahre): z.B. Tenofovir – Ziel Viruslastsenkung, Verhinderung Leberzirrhose
- Nebenwirkungsreiche Therapie (über Monate): Interferon – Ziel Heilung (nur wenige, bestimmte Patient*innen kommen dafür in Frage)
Hep C, 20 Prozent Selbstheilung, 80 Prozent chronischer Verlauf
- Antivirale Therapie (seit 2015) = Heilung in 8-12 Wochen bei 95 % der Infizierten
- Hinterlässt keine Immunität
- Juli ist Welt-Hepatitis-Tag
- Hep A, ca. 1,5 Mio. Neuinfektionen pro Jahr weltweit (Reisehepatitis)
- rund 900 gemeldete Infektionen/Jahr (Dtl.)
- rund 900 gemeldete Infektionen/Jahr (Dtl.)
- Hep B, 257 Mio. chronische Erkrankungen (3,4 % Weltbevölkerung)
- in Dtl. 9.000 Fälle/Jahr, Hälfte chronisch (gesamt ca. ½ Mio.)
- 1/3 häufiger bei Männern, als bei Frauen
- Hep C, 71 Mio. chronische Erkrankungen (knapp 1 % Weltbevölkerung)
- in Dtl. ca. 5-6tausend Erstdiagnosen/Jahr (gesamt 200.000-300.000)
- bei Männern mehr als doppelt so häufig, als bei Frauen
- Mecklenburg-Vorpommern hat die niedrigste Rate Hepatitis B und drittniedrigste Rate Hepatits C Fälle in der Bunderepublik (RKI 2019)
*Inkubationszeit: Zeitspanne von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung.
**PEP abk. für Postexpositionsprophylaxe; Medikament nach einer möglichen Infektion.
***Titerbestimmung: meint hier das Maß der Menge an vorhandenen Antikörpern.